Können Hauptschüler besser schreiben? - Schreibleistung und Schriftmedium: Die Bedeutung und Effizienz von handschriftlicher Textproduktion im Vergleich zur Tastatureingabe bei Hauptschülern
Projekt - Fak. 1 - Psychologie
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Schreiben ist eine Schlüsselkompetenz für die erfolgreiche Schulteilnahme wie für die spätere Berufsbewältigung. Dabei ist die kompetente und flexible Bearbeitung von Schreibaufgaben abhängig von einer Medientechnik: Handschrift (Stift) vs. Tastatur. Gerade im Hauptschulbereich aber sind Schreibkompetenzen, sofern sie handschriftlich erprobt werden, eingeschränkt ausgeprägt. Diese Einschränkung hat jedoch möglicherweise weniger oder nicht in erster Linie mit (fehlenden) Sprachkompetenzen zu tun, sondern mit den medialen Voraussetzungen. Genau diese mediale Differenz ist Ausgangspunkt unseres Forschungsvorhabens.
Unsere Frage lautet: Können Hauptschüler besser schreiben? Die Antwort kännte lauten: Möglicherweise können sie das bereits! Nur kommen Schreibkompetenzen bei ihnen begrenzt zur Erscheinung, wenn das nicht oder weniger geeignete Medium gewählt wird: nämlich die Anforderung, bestimmte Textsorten und Aufgabenstellungen handschriftlich zu bearbeiten und/oder zu lösen. Denn gerade diese Medienentscheidung kann eine Hemmung (in den Bereichen des Schreibens selbst, der Motivation, der Anstrengung und des Durchhaltens) auslösen, die wiederum als Kompetenzdefizit interpretiert wird. Unsere Arbeitshypothese lautet deshalb: Das Eingabe-Medium "Tastatur/Mouse" erhöht bei Hauptschülern (bei eingegrenzten und zu bestimmenden Sprach- und Schreibanlässen!) das Niveau der Textproduktion quantitativ wie qualitativ.
Das Projekt untersucht damit eine klassische (Sprach-Schreib-)Defizit-Hypothese der Hauptschule, allerdings in einer Umkehrung: Schreibdefizite werden bei Hauptschülern relativiert, da sie medienabhängig sein können. Noch stärker formuliert: Unter dieser Voraussetzung könnte ein moderner Medieneinsatz brach liegende (außerschulisch erworbene und eingeübte, aber im Schulkontext nicht oder nur begrenzt abgefragte) Sprach- und Schreibkompetenzen (in definierten Texttypen) zur Erscheinung bringen. Dies hätte auch unmittelbare Konsequenzen für den Übergang in den beruflichen Alltag der Hauptschüler, der zu einem Teil von bürokommunikativen Techniken und Programmen bestimmt wird.
[kürzen]
titel:
(andere Sprache)
Can secondary school pupils write better? - Writing performance and writing medium: The importance and efficiency of handwritten text production compared to keyboard input among secondary school students
Ergebnis:Es wurden die folgenden kontrollierten Untersuchungen durchgeführt, deren Datenanalyse zum Teil noch andauert, deren Ergebnisse zum Teil in Publikationen und Kongressvorträgen bereits berichtet wurden (s. auch die Webseite des Projektes):
- Die Analyse der Zielkompetenzen von Handschrift und Tastatur am Beispiel von Universitätsstudenten; es wurde ein deutscher (für eine verständnisorientierte Strategie) und ein finnischer (für eine graphemisch orientierte Strategie) Text von Hand bzw. auf der Tastatur abgeschrieben. Die Tastaturbenutzung zeigt einen geringen konomievorteil zu Lasten der Produktqualität. Außerdem ergaben sich drei unabhängige Faktoren der Tastaturbeherrrschung: Schreibgeschwindigkeit, Schreibpräzision und Tastatureffizienz.
- Die Analyse der Schreibfähigkeit von Hauptschüler/inne/n der 5. und 8. Klasse am Beispiel einer Abschreibaufgabe. Es zeigt sich ein deutlicher Alters- bzw. Entwicklungseffekt und die Überlegenheit der Handschrift gegenüber der Tastatur. Grundlegendste Fähigkeiten im Umgang mit Tastaturen (Leerzeichen; Groß- und Kleinschreibung; Navigation und Korrektur) sind selbst in der 8. Klasse (und trotz ITG-Unterricht) noch nicht vorhanden.
- Die Wirkungen eines Tastaturtrainings auf die Tastaturbeherrschung. Ein einfaches Training in den Grundfunktionen der Tastatur (nicht: Zehnfingersystem) erhöht die Schreibgeschwindigkeit und die allgemeine Tastaturaktivität, nicht aber die Qualität des Schreibprodukts.
- Die hand- und tastaturschriftliche Leistung bei einem Diktat.
- Die handschriftliche Fähigkeit zum Ausfällen von Formularen in Abhängigkeit von räumlichen und formularstrukturellen Vorgaben.
[kürzen]
Projektdauer:01.01.2005 bis 31.12.2008
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Grabowski, Joachim (Leitung) [Profil]
Prof. Dr.  Lorenz, Thorsten (Leitung) [Profil]

Dipl.-Psych. Cora Blabusch (bis 12/06)

In Zusammenarbeit mit:Oberschulamt Karlsruhe
Schulamt Mannheim
Hauptschulen der Region
Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage
keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Prof. Dr. Joachim Grabowski am 20.10.2007
Zuletzt geändert von René Pretsch am 19.11.2022
    
Projekt-ID:35