Prosodie und Textverstehen. Strategische Nutzung prosodischer Kompetenzen in Textverstehensprozessen
Projekt - Fak. 2 - Deutsch (mit Sprecherziehung)
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:In dem Forschungsprojekt, das an der Schnittstelle zwischen lautem Lesen und Textverstehen angesiedelt ist, wird untersucht, inwiefern Laut-Lese-Strategien zur Konturierung und Präzisierung des Textverstehens beitragen können. Dass Prosodie und Semantik auf vielfältige und komplexe Weise miteinander interagieren, ist seit langem bekannt; aus der Spracherwerbsforschung weiß man zudem, dass die Prosodie eine zentrale Rolle beim sogenannten Bootstrapping morphologischer und syntaktischer Strukturen spielt (Höhle 2009 ). Diese Mechanismen gilt es nicht nur für den L2-Erwerb, sondern auch für Modellierungen von Aneignungsprozessen in L1 nutzbar zu machen, und zwar im Hinblick auf Verstehensleistungen auf textueller Ebene.

Im Zentrum der konzeptuellen Arbeit des Projekts steht daher die Entwicklung eines empirisch validierten Modells prosodischer Lesekompetenz, das in mehrere Niveaustufen ausdifferenziert werden soll. Auf der ersten Stufe geht es um basale produktive wie rezeptive prosodische Fähigkeiten, die bereits von Leseanfängern/innen für sprechnahe Vorleseleistungen genutzt werden können. Weitere Stufen beziehen sich auf den sukzessiven Ausbau prosodischer Kompetenzen im Zusammenhang mit komplexer werdenden Texten, wobei die höchste Stufe Verstehensprozesse im Zusammenhang mit literarästhetischen Texten betrifft.

Eine sich entfaltende prosodische Textlesekompetenz ist angewiesen auf adaptives Scaffolding. Eine diesbezügliche professionelle Begleitung benötigt diagnostische Kompetenzen im Bereich der Prosodie. Über sie sollten z.B. Lehramtsstudierende und Lehrpersonen verfügen, wenn sie die semantisch- interpretatorische Qualität von Lautleseleistungen sprech- und textbezogen differenziert analysieren und evaluieren wollen. Die empirische Validierung erfolgt über die qualitative Auswertung von Audioaufnahmen von Leseleistungen und Lesegesprächen, die auf allen Niveaustufen unter Anwendung eines im Rahmen des Projekts zu entwickelnden prosodischen Kategoriensystems durchgeführt werden.

Literatur
Höhle, Barbara (2009) Bootstrapping mechanisms in first language acquisition. Linguistics, 47, 359–382.



[kürzen]
Projektdauer:01.02.2019 bis 01.02.2023
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Lösener, Hans (Leitung) [Profil]


In Zusammenarbeit mit:Prof. Dr. Birgit Mesch (Pädagogische Hochschule Heidelberg)
Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage
keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Prof. Dr. Hans Lösener am 23.08.2019
Zuletzt geändert von Prof. Dr. Hans Lösener am 23.08.2019
    
Projekt-ID:694