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Publikation Nr. 2948 - Details

Lösener, H. (2019). Sprachmündigkeit und poetisches Sprachlernen, Handbuch Deutschunterricht und Inklusion (S.291-306). Weinheim: Beltz.

URL: https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/produkte/produkt_produktdetails/34542-handbuch_deutschunterricht_und_inklusion.html
ISBN: 978-3-407-83192-7


Abstract
Das Gelingen inklusiver Lernsituationen setzt eine grundlegende Umgestaltung des Bildungssys-tems voraus. Aus fachdidaktischer Perspektive stellt sich dabei insbesondere die Frage nach einem Unterricht, der konsequenter als dies bislang der Fall war, auf allen Schulstufen und in jeder Lernphase dem Prinzip der Heterogenität Rechnung trägt. Die damit einhergehende Individuali-sierung der Lernprozesse setzt gleichwohl die Möglichkeit eines gemeinsamen Bezugs zur Sprach-lichkeit des Faches voraus, der allen Schülerinnen und Schüler eröffnet wird. Der geplante Beitrag geht von der These aus, dass auf der Grundlage des Konzepts der Sprachmündigkeit eine solche verbindende Lerndimension entwickelt werden kann. Sprachmündigkeit fungiert dabei als Kom-plementärbegriff zur Zielperspektive der Sprachrichtigkeit bzw. der Sprachangemessenheit. Im Gegensatz zu diesen Begriffen kann Sprachmündigkeit nicht über Niveau- oder Leistungsstufen definiert werden, da er eine anthropologische Prämisse darstellt, die den Subjektstatus der Ler-nenden im Sprachlernprozess garantiert. Sprachmündigkeit ist keine Kompetenz, die erst nach und nach erworben werden muss, sondern bildet eine sprachethische Forderung an den Unterricht und an die Unterrichtenden: Von einem Unterricht, der dem Anspruch der Sprachmündigkeit genügt, kann dann gesprochen werden, wenn die Lernenden selbstgestaltete und sinnhafte Sub-jekterfahrungen in der Sprache machen können. Grundlegend für das Konzept der Sprachmün-digkeit ist deshalb das Postulat eines Rechts auf Sprachlichkeit für alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihren sprachlichen Kompetenzen und Möglichkeiten. Das bedeutet, dass jedem Menschen, auch demjenigen, der sich selbst sprachlich kaum oder gar nicht artikulieren kann, das Recht zukommt, als sprachliches Subjekt angesprochen und in das soziale Miteinander einbezogen zu werden. Werden Lernprozesse im Deutschunterricht von der Prämisse der Sprachmündigkeit her gestaltet, so ergibt sich die Möglichkeit einer durchgehenden Individualisierung von Sprachlerner-fahrungen. Vor allem hier liegen die entscheidenden Potentiale bei der Arbeit mit literarischer Rezeptions- und Produktionsformen im Unterricht. Im ersten Teil des geplanten Beitrags werden die theoretischen Grundlagen des Begriffs der Sprachmündigkeit entwickelt, dessen Konsequen-zen für die Unterrichtsgestaltung dann im zweiten Teil am Beispiel der Erzählförderung beim Umgang mit Märchen im inklusiven Literaturunterricht erläutert und diskutiert werden.


Attribute:
Sprache:
Art der Begutachtung: kein Peer Review
Print: Ja
Online: Ja, ohne Open Access
Datenmedium: Keine Angabe