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Publikation Nr. 3714 - Details

Kirschner, A. (2023). Resilienz. Macht. Bildung., Pädagogisches Neusprech. Zur Kritik aktueller Leitbegriffe (S.187-210) (Band 1). Stuttgart: Kohlhammer.



Abstract
Der Titel von Anne Kirschners Beitrag »Resilienz. Macht. Bildung« bringt in seiner Mehrdeutigkeit das Thema auf den Punkt. Zum einen geht es darum zu klären, inwieweit diese drei Begriffe miteinander verschränkt sind, zum anderen lässt sich die Fügung auch als Frage verstehen: Ist Resilienz inzwischen ein wesentliches Ingrediens von Bildung und was bedeutet das für den Bildungsbegriff? Der Titel strukturiert sogleich den Text. So gibt die Autorin im ersten Teil einen Überblick über die unterschiedlichen Verwendungsweisen der Resilienz auch in der Pädagogik und zeigt u.a., dass der Begriff als ein ressourcenorientiertes Konzept präsentiert wird, das zwar notwendig in Bedrohungsszenarien (Krisen) fun- diert ist, aber zugleich deren Überwindung in Aussicht stellt. Den zweiten Teil ihres Beitrags widmet Kirschner einer genauen Diskursanalyse dieser Lesart von Resilienz, indem sie auf Foucaults Verständnis von Macht und seine diesbezüglichen Studien zur Biopolitik und Gouvernementalität zurückgreift. Ausgehend von dieser theoretischen Basis unterzieht die Autorin das Gutachten des »Aktionsrats Bildung« zum Verhältnis von Bildung und Resilienz einer genauen Analyse und erkennt darin einen durch Bildung vermittelten Zuschnitt der Resilienz auf eine (auch) organisationsbezogene Krisenbewältigungsfähigkeit hin. Im Bildungssektor findet dies seinen Ausdruck in der Propagierung lebenslangen Lernens als Anpassung an sich stets wandelnde gesellschaftliche Verhältnisse, was, so das Gutachten, schulisch am besten durch die digitale Flexibilisierung des Unterrichts und Lehrkräfte als zugeschaltete Lernprozessbegleiter zu verwirklichen sei, also durch die »neue Lernkultur«. Auf diese Weise wird Bildung, so Kirschner abschließend, rein funktional auf eine bloße Bewältigungsstrategie für das Überleben in schweren Zeiten umgedeutet und von emanzipativen Potenzialen abgekoppelt.


Attribute:
Sprache:
Art der Begutachtung: kein Peer Review(Keine Angabe)
Print: Ja
Online: Nein
Datenmedium: Nein