Erwerb des wissenschaftlichen Schreibens in der Fremdsprache Deutsch
Dissertation - Fak. 2 - Deutsch (mit Sprecherziehung)
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Das wissenschaftliche Schreiben wird in der neueren Schreibforschung als Handlungskompetenz aufgefasst, die sich als „Aneignungsvorgang“ gestaltet und sich über mehrere stufenartig ablaufende Phasen entwickelt (Pohl 2007). Beim Erwerb dieser Kompetenz spielt unter anderem die akademische Sozialisation des Verfassers eine entscheidende Rolle. Mit jeder neu verfassten Seminararbeit, die per se als „didaktische Paralleltextart zum Wissenschaftlichen Artikel“ gilt (Ehlich 2003, 20), eignen sich die Studenten das benötigte wissenschaftliche Handwerkzeug sukzessiv an, bis sie in der Lage sind, komplex angelegte Arbeiten wie eine Bachelor- oder eine Masterarbeit zu verfassen.
Über das wissenschaftliche Schreiben in der Fremdsprache Deutsch lautet hier der Konsens: Nicht-Deutsch-muttersprachige Studenten stehen beim wissenschaftlichen Schreiben in der Fremdsprache Deutsch vor großen Schwierigkeiten. Die Komponente Fremdsprache falle der Ontogenese wissenschaftlichen Schreibens zur Last. Neuerdings erheben sich aber Stimmen, die diese Problematik aus einer anderen Perspektive beleuchten: Nicht-muttersprachige Studenten können durchaus beim wissenschaftlichen Schreiben in der Fremdsprache Deutsch von ihrem „fremdsprachlichen Status“ profitieren und müssen nicht unbedingt als „gehandikapt“ gelten (Kaluza 2009), wenn sie Texte in der Fremdsprache Deutsch verfassen. Die Tatsache, dass viele dieser fremdsprachigen Studierende bereits ein Erststudium in ihren Heimatländern absolviert haben, macht sie zu Schreibern mit wissenschaftlicher Erfahrung, was ihnen beim Abfassen von wissenschaftlichen Texten von Vorteil ist.
Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Erwerb des wissenschaftlichen Schreibens in der Fremdsprache Deutsch. Anhand eines Korpus von Schreibprodukten kolumbianischer Autoren, die ein Bachelorstudium in Kolumbien und ein Masterstudium in Deutschland absolviert haben, wird der Frage nachgegangen, wie Wissenschaftlichkeit in der Fremdsprache Deutsch im Rahmen einer sprach- und kulturübergreifenden akademischen Sozialisation erworben wird. Die „wissenschaftlichen Textprozeduren“ (Steinhoff 2007) bilden den Schwerpunkt der textlinguistischen Analyse. Darunter werden sprachliche Elemente verstanden, die wissenschaftlichen Texten inhärent sind und fünf Funktionsbereichen angehören: der Verfasserreferenz, der Intertextualität, der konzessiven Argumentation, der Textkritik und der Begriffsbildung. Die Untersuchung zielt darauf, Erwerbsphasen wissenschaftlichen Schreibens in der Fremdsprache Deutsch zu rekonstruieren.

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Ergebnis:Entwurf eines grundlegenden Modells zum Erwerb des wissenschaftlichen Schreibens in der L2, was einen u-förmigen Entwicklungsverlauf zeigt. Dieser bestätigt sich in folgenden wissenschaftlichen Textprozeduren und Mustern:

o Verfasserreferenz: wissenschaftssprachliches „ich“ und „wir“
o Intertextualität: polyphone Intertextualität, wissenschaftliche Kategorie & Autor & Zitat
o Konzessive Argumentation: explizite konzessive Argumentation
o Wissenschaftliche Kritik: Kritik an Forschungsliteratur, Kritik an eigener Untersuchung
o Begriffsbildung: Begriffsdefinition, Begriffsdefinition für die eigene Arbeit

Zudem zeigen sich kulturspezifische Schwierigkeiten, die auf die schematische Übertragung von eigenkulturellen Textmustern auf das Schreiben in der Fremdsprache Deutsch zurückzuführen sind.


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Projektdauer:02.04.2018 bis 29.03.2019
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Huneke, Hans-Werner (Betreuung) [Profil]
Mächler, Lissette [Profil]


Artikel in wiss. Zeitschriften
Mächler, L. (2012). Erwerb des wissenschaftlichen Schreibens in der Fremdspra-che Deutsch. Exemplarische Analyse von intertextuellen Prozeduren, Informationen Deutsch als Fremdsprache, 39.(5), 519-539.

Verweis auf Webseiten:
keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Lissette Mächler am ..    
Projekt-ID:679